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- Michael Burger
Federkohl wirkt auf den ersten Blick wild, zerzaust und krautig. Während Brokkoli, Blumenkohl und Rotkohl in Restaurants und privat längst salonfähig sind, wird der Federkohl eher als Dekoration in der Küche verwendet. Dabei ist diese winterharte Pflanze ein Naturtalent und steckt voller Vitamine, Mineralstoffe, Proteine und wertvoller Fette. Es ist Zeit, diesen rebellischen Kohl neu zu entdecken.
Der Federkohl, auch Grünkohl, Krauskohl, Winterkohl, friesische Palme oder Kale genannt, ist das wilde Familienmitglied unter den Kohlarten. Ein Kohl also, der sich nie ganz zähmen liess. Er behielt seine wilde Form, seinen leicht bitteren, krautigen Geschmack und sein üppiges Blattwerk. Haben Sie gewusst, dass Federkohl im 2. Weltkrieg Englands Supergemüse war. Die damalige Kampagne „Dig for Victory“ ermutigte Familien, Federkohl im eigenen Garten anzubauen. Viele verdanken dieser Pflanze während den kargen Kriegsjahren ihre Gesundheit.
Das gesündeste Gemüse
Laut Professor Claus Leitzmann, ehemals Universität Giessen (DE) ist der Krauskohl das gesündeste und wertvollste Gemüse überhaupt. Nur Wildkräuter sind noch gehaltvoller.
Heute dagegen gerät der Grünkohl oft in Vergessenheit. Dabei wächst er unter guten Bedingungen zwei Meter hoch und liefert so viele Nährstoffe, dass man ihn als absolutes Superfood bezeichnen muss.

Federkohl liefert Nährstoffe in Hülle und Fülle
- Er hat ein Verhältnis von Kohlenhydraten zu Eiweiss von 3:1, das ist für ein Gemüse sensationell; einige bezeichnen den Federkohl als veganes Rindfleisch.
- Federkohl liefert alle neun essenziellen Aminosäuren, die unserem Körper regelmässig zugeführt werden müssen.
- Die Proteine im Grünkohl (insgesamt 4,3 Gramm je 100g) müssen nicht zuerst aus dicht gefalteten Eiweiss-Bindegewebe-Strukturen herausgelöst werden.
- Federkohl-Proteine kann unser Körper leichter verarbeiten und sie verursachen deutlich weniger Abfallprodukte (Stoffwechselnebenprodukte, die unser Körper wieder entsorgen muss).
- Es klingt fast unglaublich: Obwohl Grünkohl als fettarmes Lebensmittel gilt, liefert er Omega-3-Fette, 130mg je 100g. Das ist ein Spitzenwert für ein Gemüse. Natürliche Antioxidantien schützen die heiklen Omega-3-Fette vor dem ranzig werden.
- Eine einzige Portion roher Federkohl liefert 100% des täglichen Vitamin-A-Bedarfs – grösstenteils in Form von Beta-Carotin. Im Gegensatz zu künstlich hergestelltem Retinol ist Beta-Carotin sanft, sicher und sehr gut bioverfügbar.
- Dieser wilde Kohl liefert die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin, die unsere Augen vor altersbedingter Makuladegeneration schützen. Und bis 150mg Vitamin C, also bis das dreifache einer Zitrone.
- Dieser Kohl enthält pro Gramm mehr Calcium als Vollmilch, das 25% besser aufgenommen wird als Calcium aus Vollmilch, das an Kasein gebunden ist.
- Palmkohl (Federkohl) wird hochbasisch und versorgt uns neben Calcium auch mit Magnesium für Nerven, Herz und Muskeln.
- Dieser kauzige Kohl punktet mit den beiden bioaktiven Substanzen Sulforaphan und Indol-3-Carbinol, die unsere Zellen schützen, den Körper beim Entgiften unterstützen und positive Effekte zeigen bei mehr als 140 bekannten Gesundheitsproblemen.
Viele Menschen sagen, dass sie nach einer grossen Portion Federkohl ein leichtes Wohlgefühl verspüren – als würde der Körper sich regelrecht bedanken.
Leicht gekürztes Zitat von Sayer Ji, Gründer von Greenmedinfo.com
Wie verwende ich Federkohl in der Küche?
Es kann sein, dass einige vor Grünkohl zurückschrecken, weil sie ihn nur als zähe, krautige Beilage kennen. Richtig zubereitet schmeckt er fantastisch, nährt gut und tut von Kopf bis Fuss wohl. Gemäss unseren Erfahrungen ist er auch bekömmlich, sofern man ihn gut kaut.
Die Vitalkost-Expertin Ingeborg Burger hält hier für Sie 7 bewährte, wohlschmeckende Rezepte mit Federkohl bereit. Die Rezepte kann man bequem als pdf runterladen und ausdrucken. Viel Freude beim Zubereiten.

Zwei weitere Rezeptideen mit Grünkohl
Zwischendurch filetieren wir die Federkohlblätter und schneiden diese in mittelfeine Streifen. Dann nehmen wir eine Avocado und walken die Kohlblatt-Streifen mit den Händen. Am Schluss abschmecken mit Zitronensaft, vielleicht noch etwas Olivenöl, Curry, Salz und Pfeffer.
Oder wir ernten in unserem Bio-Garten ein grosses Blatt und schneiden es in feine Streifen, die wir einem Wintersalat beifügen.
Grünkohl im eigenen Garten
Wir setzen Grünkohl im Garten jeweils Anfang August und können ab Anfang November bis in den Frühling davon ernten. Frost, Schnee und Kälte können diesem Wunderkohl nichts anhaben. Einzig beim Aufwachsen muss man ein Auge haben auf den Kohlweissling und andere Kohlschädlinge. Sonst gedeiht er in gutem Boden prächtig und kann je nach Sorte bis 2m hoch werden. Achten Sie auf die Fruchtfolge und pflanzen Sie Grünkohl jedes Jahr an einem anderen Ort. Nach vier Jahren können Sie wieder am gleichen Ort angebaut werden.
Fazit: Es ist Zeit für sein Comeback
Federkohl ist mehr als ein Lebensmittel – er ist eine Heilpflanze.
Grünkohl ist ein altbewährtes Kraftpaket für die Wintermonate, das wir neu als Geschenk vom Himmel schätzen lernen sollten.
Er liefert
- Proteine in hoher Qualität
- wertvolle Omega-3-Fettsäuren
- riesige Mengen Vitamine
- Mineralstoffe, die der Körper perfekt verwerten kann
- Schutzstoffe (bioaktive Substanzen) mit medizinischer Wirkung
- wertvolle Pflanzenfasern und reinigendes Chlorophyll
Vielleicht ist es an der Zeit, dieses grüne, wilde Blatt wieder in die Mitte unserer Teller zu rücken. Grünkohl ist nicht nur gesund – er ist ein Geschenk der Natur, das wir viel häufiger geniessen sollten. Guten Appetit!
Quellenangaben
https://greenmedinfo.com/blog/crouching-garnish-hidden-superfood-secret-life-kale
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2321572/
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/kohlgemuese-uebersicht/gruenkohl